Letztes Jahr im Frühling hat das australische Unternehmen Canva die britische Softwareschmiede Serif aufgekauft. Serif ist bekannt für seine Affinity Produkte, Affinity Photo, Designer und Publisher, die vermutlich größten Konkurrenten zu Adobe’s Photoshop, Illustrator und InDesign.
Und was ist jetzt Canva?
Canva ist eine einfach zu bedienende Online Plattform für (nicht)Kreative, die Vorlagen zu allen möglichen Themen bietet, die man sich via Drag and Drop beliebig den eigenen Vorstellungen entsprechend anpassen kann. Beispielsweise für Präsentationen, Social-Media-Posts, Flyer, Logos, Grußkarten, aber auch für Lebensläufe kann es verwendet werden.
Bei Canva spielt auch generative KI eine große Rolle, die natürlich nur in einem kostenpflichtigen Abonnement erhältlich ist.
Lange hat die kreative Community rund um Affinity gerätselt und gebangt, was mit ihren Anwendungen nun passieren wird, kommt für zukünftige Versionen eine Veränderung der Lizenz, hin zu einem Abonnement Modell?
Anfang Oktober 2025 hat Serif den Verkauf von Version 2 eingestellt, das Supportforum geschlossen und auf der Homepage nur ein Hinweis platziert:
Kreative Freiheit beginnt!
Am 30. Oktober erfahren Sie mehr ...
Eine durch und durch seltsame Aktion, die meiner Meinung nach den meisten mehr Angst gemacht hat, als dass sie Neugierde geweckt hat. Am 30. Oktober war es dann soweit, Trommelwirbel, Affinity 3.0 wurde veröffentlicht und das kostenlos für alle, keine Lizenzgebühren mehr.
Der große Wurf ist Affinity 3.0 aber nicht, einzig wirklich neu ist, Affinity besteht nun nicht mehr aus drei einzelnen Anwendungen, Photo, Designer und Publisher wurden nun in einer einzigen Anwendung zusammengefasst. Da die Affinity Anwendungen eh modular aufgebaut waren, war dies eigentlich ein logischer Entwicklungsschritt.
Die einzelnen Anwendungen heißen nun Studios, Pixel Studio, Vektor Studio und Layout Studio und zu guter Letzt noch das neu hinzugekommene Canva AI Studio.
Alle Studios kann man je nach Bedarf beliebig anordnen, farblich hervorheben und auch deaktivieren.
Wieso jetzt also kostenlos, was steckt dahinter?
Canva will Affinity über das Canva AI Studio finanzieren. Im Canva AI Studio kann man diverse generative KI Funktionen nutzen, dafür benötigt man dann ein kostenpflichtiges Abonnement. Das Canva AI Studio kann man ab dem Canva Pro Abonnement nutzen, welches derzeit 110 Euro pro Jahr kostet.
Selbst ausprobiert hab ich's noch nicht, ich habe kein Interesse an generativer KI. Momentan kann man über das Canva AI Studio mehr oder weniger das übliche machen, beispielsweise über einen Text-Prompt Bilder oder Grafiken erzeugen, dem Programm sagen, was es an bzw. mit dem geladenen Foto machen soll. Man kann Objekte/Personen entfernen und/oder ersetzen, voll automatisch.
Da wird im Laufe der Zeit sicher noch viel mehr kommen.
Ob die Strategie aufgeht wird sich zeigen, so oder so hat die Entscheidung, Affinity nun kostenlos zu vertreiben, ein regelrechtes Beben in der Szene ausgelöst. Ich bin gespannt, wie Adobe und Corel darauf reagieren werden.
Auch auf kostenlose freie Alternativen wie Gimp, Inkscape und Scribus wird das Auswirkungen haben, zumindest unter Windows und MacOS.
Wer kein Interesse an diesen ganzen KI Kram hat, der kann das Canva AI Studio ausblenden und gut ist, ich hoffe das bleibt auch so.
Ein mulmiges Gefühl bleibt da aber schon irgendwie, ich hoffe, dass die Strategie für Canva aufgehen wird, es genügend User geben wird die Canva Pro für Affinity abonnieren und der Rest nicht genervt wird mit Werbung, oder noch schlimmer, normale nicht KI Funktionen in das Canva Abo verschoben werden.
Es sei noch erwähnt, um Affinity 3 nutzen zu können, braucht man ein Konto bei Canva, ansonsten kann man Affinity 3 nicht aktivieren. War aber bei Affinity 2 auch nicht anders, auch da musste man seine Kontodaten von Serif angeben, um es aktivieren zu können.
User, die Affinity 1 und 2 Lizenzen erworben haben, sollen angeblich ein spezielles Dankeschön Geschenk bekommen, zum jetzigen Zeitpunkt gab es diesbezüglich aber noch nichts.

